Johannes Cochläus aus Raubersried
Im Jahre 2017 jährt sich zum 500sten Mal der Tag an dem Martin Luther in Wittenberg die 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hat. Aus diesen Anlass hat der Ökumene-Ausschuss der Kirchengemeinden von Wendelstein und die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) zu einem Vortrag über Johannes Cochläus eingeladen. Da Johannes Cochläus, mit Geburtsnamen Johannes Dobeneck (* 10. Jan.1479), ein gebürtiger Raubersrieder ist, fand die Veranstaltung vor Ort im Gasthaus Dorstewitz statt. Der Nebenraum „Kuhstall“ war bis zum letzten Platz gefüllt, als Gerhard Kordel aus Kornburg über den berühmtesten Sohn des Dorfes in seinem kurzweiligen Vortrag berichtete.
Es ist erstaunlich, wie aus einem einfachen Freibauernsohn ein großer Humanist und Theologe seiner Zeit wurde. Der Name Cochläus, unter dem er bekannt wurde, leitet sich von einer Latinisierung seiner Heimatpfarrei Wendelstein ab (griech./lat. cochlea = Schnecke, Schneckenhaus, Wendeltreppe). Im Zeitalter der Renaissance war es unter Gelehrten üblich, einen latinisierten Namen zu tragen.
Ursprünglich durchaus Reformbestrebungen offen und ein Freund Luthers, wandte sich Cochläus zunehmend von ihm und seinen Lehren ab. 1530 trat er beim Augsburger Reichstag gegen Luther auf. Als Kanonikus am Dom zu Breslau machte sich mit hasserfüllten Schriften gegen die Reformation einen Namen. Er verstarb 1552 in Breslau, wo er in der Domkirche beigesetzt wurde, geplagt von Zweifeln und innerer Zerrissenheit, da es ihm letztendlich doch nicht gelungen ist, die Spaltung der Kirche zu verhindern. Mehr als 400 Jahre - bis zum zweiten vatikanischen Konzil - prägte sein Lutherbild das Verhältnis der kath. Kirche zum Protestantismus.
Im Vortrag wurde nicht nur das Leben des Cochläus beleuchtet, sondern auch die geschichtlichen Zusammenhänge und wie es zur erbitterten Gegnerschaft zum Reformator Martin Luther kam.
Unter dem Motto „Cochläus, ein Zeitgenosse von Hans Sachs, und dessen Geburtsort Raubersried“ wird am 4. Juni eine Erlebnisführung durch Raubersried unter der Leitung von Dr. Jörg Ruthrof durchgeführt. Am Geburtshaus von Johannes Dobeneck wird die Kunigunde-Creutzer-Theatergruppe eine passende Szene, aus der Feder von Hans Sachs, aufführen.
K.S.